17.03.2016

Normalgewicht

Ich esse gleich meine erste Suppe. Fasten ist vorbei. Und etwas ganz anderes ist vorbei, nämlich Übergewicht. Laut Waage habe ich aktuell Normalgewicht. Natürlich weiß jeder der schonmal gefastet hat, dass das Gewicht erstmal wieder hochgehen wird. Aber irgendwie regt mich dieser Zustand gerade dazu an, ein paar Zeilen zu schreiben.
Vor einem Jahr wog ich 110 Kilo (vor zwei Jahren 120 Kilo) und war gefangen in einem Körper von dem ich mir einredete dass er doch ganz in Ordnung sei. Um meine Gesundheit stand es super und ich hatte immer wunderbare Blutwerte. Ich muß auf andere immer selbstbewusst gewirkt haben, aber das war ich nicht. Tatsache war, dass ich mich Männern an den Hals schmiss denen ich eigentlich sowieso egal war. Ich wollte einfach geliebt werden. Und vielleicht wollte mein dicker Körper auch einfach nur gesehen werden.
Vor etwas mehr als einem Jahr lernte ich jemanden kennen dem mein Körper ziemlich egal war sondern der mich gut fand. Meinen Charakter, meine Art, meine Persönlichkeit. Zum ersten Mal in meinem Leben wurde ich geliebt. Ungewohnt für eine, die immer meint sich alleine durchs Leben kämpfen zu müssen. Mein Freund hat nie auch nur irgendeinen Kommentar über mein Gewicht gemacht. Im Gegensatz zu Menschen auf der Straße. Mit ihm sprach ich über Fettlogik (danke Twitter, manchmal bist du schon toll) und er hat es dann einfach mal eben für mich gekauft.
Fettlogik bzw. Nadja haben mir etwas wichtiges zurückgegeben. Die Kontrolle über etwas von dem ich dachte ich könnte es nicht kontrollieren. Meinem Körper. Einen Tag nachdem ich das Buch gelesen hatte, war eine App auf meinem Handy und das zählen konnte beginnen. Sport trieb ich zu der Zeit schon. Und das für mich unfaßbare passierte, ich nahm ab. Ich nehme aktuell immer noch ab. Ziel sind 70 Kilo, gerade sagte die Waage 76,1.
Heute passierte etwas wunderbares. Ich ging in mein übliches Übergrößen Geschäft (ich kaufe da immer noch BHs) und bat darum neu vermessen zu werden, da meine BHs zu groß sind. Die Verkäuferin sah mich an und antwortete dann ganz freundlich: 'Ich kann sie gerne vermessen, aber ich werde Ihnen keine BHs mehr verkaufen können. Sie sind zu schmal geworden. Es ist schade sie als Kundin zu verlieren, aber sie sehen toll aus. Gehen Sie mal zu dem Laden da, da wird man Ihnen besser helfen können'. Ich war ein bißchen sprachlos. Also ab in den vorgeschlagenen Laden. Die unglaublich freundliche Mitarbeiterin um eine Vermessung gebeten und dann die Überraschung: Im November 2015 noch nen Umfang von 95, heute zwischen 75 und 80. 75 ging noch nicht, sonst wäre ich erstickt, aber 80 saß wunderbar. Danach noch in einen anderen Laden. Ich habe eine Vorliebe für Skinny Jeans entwickelt und meine kürzlich in 42 erworbenen wurden auch schon wieder zu groß. Und dann gab es diesen einen Moment in der Umkleidekabine. Als ich in den Spiegel sah und mich sah. Den Moment als mir die Tränen in die Augen schossen. Ich realisierte plötzlich dass ich endlich die bin, die ich wirklich bin. Dass die 50 angefressenen Schutzpanzerkilos fast weg sind. Dass die verheulte Frau im Spiegel die ist, die sich hinter all dem Fett versteckt hat. Ich habe Demütigungen ertragen, mich hinter meinem Aussehen versteckt und Angst davor gehabt die zu zeigen, die ich wirklich bin. Ich bin eine wunderschöne und tolle Frau. Ich bin stark. Und ich kann mich endlich ohne Knieschmerzen bewegen. Dieser Sommer wird der erste sein, in dem ich nicht unter Rock oder Kleid eine Hose tragen muß, weil meine Schenkel aneinander reiben. Es ist ein wunderschönes Gefühl wenn der Körper endlich zur Seele passt.
Danke Nadja, du hast mir den Weg gezeigt. Und es gibt keine Worte die ausdrücken wie viel mir das bedeutet.

16.03.2016

Ring Ring Ring

Letzter Fastentag, restliche Einkäufe erledigt und als Belohnung Nagellack gekauft. Habe ich mir so angewöhnt. Der Kopf ist frei, es läuft Musik und die Gedanken kreisen kaum um das was gestern Abend noch passiert ist. Um ca. 22.30 Uhr klingelt mein Handy, unterdrückte Nummer. Ich gehe ran, niemand sagt was, 4 Minuten lang. Ich sage was und lege dann auf. Meine Intuition sagt es ist der North Country Boy. Aber der war nie so feige und hat seine Nummer nicht angezeigt.
Wer immer es war, sollte wissen dass man erstmal mit mir reden kann. Auch wenn es in der Vergangenheit mal gescheppert hat.
Jetzt stecke ich meine Nase noch in ein Buch und dann geht es ins Bett. Morgen wird gegessen und das wird anstrengend. Zum Glück habe ich nichts vor.

15.03.2016

She's so high

Das Fastentief ist überwunden und mir geht es fantastisch. Gestern der erste Spaziergang in der Sonne und heute habe ich bereits die ersten Sachen eingekauft. Morgen noch frisches Gemüse und dann darf ich Donnerstag wieder essen. Langsam haben meine Geschmacksnerven auch keine Lust mehr auf Gemüsebrühe. Sie sehnen sich nach Salat. Komisch, nach jedem Fasten hatte ich bis jetzt Hunger auf Salat.
Ich fühle mich wunderbar. Mein Körper ist leistungsfähig, das merke ich beim Sport. Mein Kopf ist frei und alles fühlt sich gerade leichter an. Ich lese viel und ruhe mich aus. Genieße die Stille. Das friedliche Gefühl. Die Leichtigkeit. Und die Erkenntnis dass das Thema Essen mich nicht mehr gefangen nimmt. Ich hatte heute morgen auf der Waage Normalgewicht. Natürlich wird da wieder was draufkommen aber mein Ziel ist in Sicht.

13.03.2016

Fasten

Diesmal keine täglichen Einträge. Heute morgen begann mein zweiter Fastentag und es ist gerade schwer für mich. Ich denke an Essen. An so viele Leckereien. Und ich bin schlapp und müde. So müde. Und fröstelnd. Aber das alles ist normal. Es wird in den nächsten Tagen wieder aufwärts gehen und am Mittwoch werde ich einkaufen. Um Donnerstag wieder zu essen.
Ich habe zuletzt wahnsinnig viel Zucker in mich reingeschaufelt und ein bißchen mein Ziel aus den Augen verloren. Das Ziel bis zum Sommer bei 70 Kilo zu sein. Mich trennen nur noch 9 Kilo von diesem Ziel, aber genau die bringen mich gerade an den Rand des Wahnsinns. Abnehmen fiel mir vorher so leicht aber momentan ging da nix. Das Fasten soll mich zurück auf den Weg bringen und mich bereit für den Frühling machen. Als Belohnung gibt es diesmal einen Frisörbesuch. Auch die Haare bekommen einen Frühlingsschnitt. Und kann das bitte endlich mal wärmer werden? Hier wartet ein nagelneuer Trenchcoat auf Ausgang.
Ich werde viel lesen und wenig tun. Wie es sich gehört im Urlaub. Und mich auf das Wochenende mit dem Mann freuen. Ich habe ihm schon versprochen dass ich wie ein Koala an ihm hängen werde :)). Über ein Jahr zusammen und unsere Sprüche werden nie langweilig.
Ich erinnere mich gerade an mein Fasten vor zwei Jahren. 120 Kilo, Anrufe vom North Country Boy, Vegetarierin werden und im Nachgang Gewicht verlieren. Zwei Jahre später ist alles anders. Und besser. Schreibt sie und nippt an ihrer Gemüsebrühe. Mittagessen. Danach ein Date mit der Wärmflasche. Ich lasse einfach los und gebe mich der Müdigkeit hin.

02.03.2016

Dreaming til the sun goes down

Der Mann und ich sind nun ganz offiziell ein Jahr zusammen. Vor exakt 366 Tagen lagen wir auf dem Bett und ich witzelte rum ob ich nicht mal langsam meinen Beziehungsstatus ändern müsse. Eigentlich hätte ich das gar nicht mehr sagen müssen, aber ich wollte sicher sein.
Ich habe mir immer erhofft dass es mit der richtigen Person einfach läuft. Ohne Streß, ohne Anstrengung, ohne übertriebene Erwartungen, ohne verbiegen, ohne Unsicherheiten, ohne ständige Konflikte.
Ein Jahr später kann ich sagen, dass es genau so ist wie ich es mir immer erhofft habe. Wir können uns mal ganz herrlich anzicken aber im Grunde streiten wir nie. Vielleicht sind wir beide einfach erwachsen genug keine unmögliche Forderungen zu stellen oder unerfüllbare Erwartungen zu haben.
Ich bin unglaublich entspannt wenn ich mit ihm zusammen bin, weil er mich entspannt. Ich muß mich nicht verbiegen. Ich weiß endlich dass ich genau das gerade verdiene. Nämlich einen Mann der mich so liebt wie ich bin. Der mich liebt weil ich bin wie ich bin. Der mir noch nie das Gefühl gegeben hat, dass ich nicht gut genug bin. Ich habe 24/7 das Gefühl die schönste Frau der Welt zu sein. Weil seine Blicke und Gesten mir genau das vermitteln.
Und es gibt nichts schöneres als morgens (oder mittags) neben ihm wach zu werden und in seine grünen Augen zu schauen. Sein Gesicht zu sehen, welches mir inzwischen so vertraut ist. Zu wissen dass ich genau da bin wo ich hingehöre. Dass es keinen Platz auf der Welt gibt an dem ich gerade lieber wäre. Und kein Gesicht in das ich gerade lieber schauen würde.
Seit 366 Tagen habe ich nicht mehr das Gefühl mich klein machen zu müssen oder nicht attraktiv zu sein. Ich kenne keine Unsicherheiten mehr. Und von mir aus muß sich das auch nicht mehr ändern.