28.05.2016

Bullshit-Bingo

Folgende Sätze möchte ich in Zukunft nicht mehr hören:

'Also jetzt ist mal langsam gut mit dem Abnehmen'
'Du wirst noch magersüchtig'
'Du bist doch schon dünn genug'
'Jetzt übertreibst du aber'
'Du bist doch schon sportsüchtig'

Ich bin heute tatsächlich etwas angenervt. Ich möchte mich nämlich zukünftig nicht mehr rechtfertigen müssen dass ich abgenommen habe. Niemand, der übergewichtig ist, muß sich vor mir rechtfertigen, warum er nicht abnehmen will oder warum er übergewichtig ist. Jeder darf das wiegen was er will. Was ich allerdings nicht mag ist die Tatsache, dass sich Leute bemüßigt fühlen meine Abnahme ständig zu kommentieren. Zu kommentieren, dass ich mein Essen wiege und über meine Portionen eine App führe (das erzähle ich wenn man mich nach meinen Tipps fragt und natürlich weise ich auf Fettlogik überwinden hin). Und dass ich 6 Mal die Woche Sport mache (weil ich es liebe meinen Muskeln beim wachsen zuzusehen und weil Pilates und Yoga entspannen, mein Job ist psychisch fordernd und der Sport entspannt mich). Ja, ich weiß ich habe keine Kinder und demzufolge auch kein Kind welches ADHS hat. Ich kritisiere meine Gegenüber auch nicht, weil er/sie übergewichtig ist. Das ist seine/ihre Sache. Dafür möchte ich umgekehrt nicht sportsüchtig genannt werden oder dumme Sprüche hören, weil ich jetzt auf mich achte (was ich jahrzehntelang versäumt habe). Ich will halt gerne lange gesund bleiben, zumindest soweit wie ich es beeinflussen kann).
Dazu fiel mir etwas aus der Vergangenheit ein. Ich hatte vor einigen Jahren eine ehemals gute Freundin die durch Metabolic Balance ziemlich viel abgenommen hat (ich erinnere mich an einen Besuch in meiner damaligen Playmobilküche bei der sie Essen mitbrachte. Solche Gäste sind mir übrigens immer willkommen ;-). Wenn ich mich richtig erinnere, habe ich sie dafür nicht angebitcht oder Angst gehabt, dass sie magersüchtig wird. Ganz im Gegenteil, ich fand es super was sie geschafft hat und war stolz auf sie. Und ich weiß dass sie, auch wenn wir keinen Kontakt mehr haben, es umgekehrt bei mir genau so gut finden würde. Und es mir gönnen würde. Sie hätte keine Angst, dass ich magersüchtig werde oder womöglich verhungere. Sie würde unterstützen und mir wahrscheinlich sagen dass sie stolz auf mich ist. Wie ich es umgekehrt auf sie war. Keiner meiner engsten Vertrauten hat Angst dass ich in eine Eßstörung falle.
Es nervt mich einfach nur dass mein Körper plötzlich Gesprächsthema ist. Wenn du unzufrieden mit dir bist, dann ändere es halt. Wenn du nicht bereit bist, dafür kleine Entbehrungen auf dich zu nehmen, dann kritisiere mich nicht dafür, dass ich sie auf mich nehme. Ich tue es gerne, denn meine Lebensqualität ist so viel besser geworden. Selbst wenn ein bißchen Haut an meinen Armen, Oberschenkeln und am Bauch hängt. Viele wissen natürlich nicht, dass ich eine Therapie hinter mir habe und da die Veränderungen begonnen haben. Ich führe diesen Prozess nun zu Ende. Wenn ich jetzt in den Spiegel schaue, dann bin ich genau die, die ich innerlich schon immer war. Ein Energiebündel. Manchmal total nervig. Manchmal total schwierig. Manchmal nachtragend. Manchmal widersprüchlich. Immer wieder und immer noch unsicher.

20.05.2016

Loslassen

Mein Körper. 76 Kilo. Normalgewicht. 8 würde ich gerne noch verlieren, aber im Moment passiert nicht viel. Ich perfektioniere gerade diese 'Ich esse soundso viele Kalorien und halte mein Gewicht' Phase.
Heute bekam ich ein Päckchen mit neuen Anziehsachen. Mittlerweile kaufe ich jeden Monat etwas neues weil Mode mir einfach Spaß macht. Weil mein Körper mir immer besser gefällt. Und trotzdem hatte ich heute einen Moment in dem ich innehielt und dachte: 'Sind das wirklich meine Beine?' Die Antwort ist natürlich: JA. Es ist immer noch ungewohnt beim Duschen Knochen zu fühlen. Selbst wenn ich das Gesicht wasche, fühle ich Knochen. Der Mann ist fasziniert von meinen Beckenknochen. Wie ausgeprägt die sind und wie kitzelig ich da vor allen Dingen bin.
Auf den Bildern sieht man meinen Körper. Er wird mir immer vertrauter. Und trotzdem ist er mir oft einfach noch fremd. Ich war mindestens zwei Drittel meines Lebens übergewichtig, ich muß mich erstmal daran gewöhnen es nicht mehr zu sein. Ich muß immer noch die dicke Person in mir gehen lassen. Aufhören, mich nur über mein Äußeres zu definieren. Selbstverständlich mit meinem Körper werden. Die Spuren des Übergewichts akzeptieren. Einfach weiter Sport machen und die Veränderungen wahrnehmen. Erfreut sein über meine neue Beweglichkeit. Über Bewegungsdrang und die Schmerzfreiheit bei jeder Bewegung.
Ich habe mich innerlich verändert. Ich bin bei mir und ich mag mich jeden Tag ein bißchen mehr. Es gibt jemanden in meinem Leben der mich so liebt wie niemand es sonst tut.
Vor ziemlich genau 4 Jahren sagte ich dass ich nicht mehr kann. Und hatte fast nicht mehr die Kraft aufzustehen und weiterzugehen. Mußte mir eingestehen dass ich mal wieder viel zu lange ausgehalten habe. Nicht ehrlich zu mir war. Zeichen ignoriert habe.
Heute ist das anders. Ich habe wieder Kraft und Energie. Ich bin gesund, fit, glücklich, in mir ruhend. Bei mir, und nicht mehr Lichtjahre von mir entfernt.

12.05.2016

All for one

Ich kann gerade keinen Gedanken festhalten. Alles in meinem Kopf springt und jubelt. Meine Lieblingsband hat nach 21 Jahren ihr erstes neues Lied veröffentlicht. Und meine Emotionen gehen mit mir durch.
Ich muß morgen meine Schwester verabschieden. Die zieht weg und es bricht mir ein bißchen das Herz. Wir stehen uns nah, das standen wir uns schon immer und momentan überrennen mich Erinnerungen an meine Kindheit. Daran wie sie mir aus einem Pappkarton und ein paar Zeichnungen einen Fernseher gebastelt hat. Daran wie ich in Ihrem Auto immer die Pet Shop Boys gehört habe. Alle Emotionen rennen gerade wild umher und können nicht raus. Ich weiß nicht wann ich sie das nächste Mal wiedersehe aber ich weiß dass sie immer bei mir ist. Auch wenn sie nicht da ist.
Nun zu meiner Lieblingsband. Sie sind zurück. Die Band wegen der ich einst Musikjournalistin werden wolle. Die Band wegen der ich Manchester liebe. Die Band die für immer mit dem North Country Boy verbunden ist. Zumindest dachte ich das. Inzwischen ist der Mann an meiner Seite auch ein Fan der Band geworden. Wenn ich die Band jetzt höre, denke ich an den Mann. Daran wie er mich liebt. Daran wie albern wir sein können. Daran dass er mein Liebhaber, mein Kumpel, mein Freund und der Mann an meiner Seite ist. Dass es mit ihm nie langweilig wird. Dass er mir diese Sicherheit gibt. Dass ich mir nie Sorgen machen muß. Dass ich ihm vertrauen kann. Dass er das beste ist was mir seit langer Zeit passiert ist.
Bevor meine Emotionen jetzt weiter über meinem Kopf zusammenschlagen, gehe ich jetzt mal schlafen. Mit dem Gefühl der Euphorie dass mich seit 1989 begleitet. Seit ich das erste Mal The Stone Roses gehört habe. 27 Jahre später ist dieselbe Euphorie immer noch da. Nur ich bin nicht mehr so unsicher wie damals, sondern viel schöner und glücklicher.