26.05.2023

26/05/2023

Mich zieht immer noch so viel unter Wasser. Ab und zu schaffe ich es, wieder aufzutauchen. Ich habe kaum Reserven und versuche die wenigen, irgendwie einzusetzen. Auf der Arbeit, beim Sport und beim Mann. Ich fühle mich körperlich absolut beschissen. Wiege mehr als jemals zuvor. Aber ich schaffe es noch nicht aus dieser ganzen binge eating Scheiße raus zu kommen. Rede mich selbst immer noch klein, obwohl ich verdammt viel erreicht habe. Ich sehe gerade täglich in meinem Projekt, wie sehr ich den Dreh raus habe. Kann in Meetings Wissen zeigen und anwenden. Und fühle mich dabei verdammt gut.
Trotzdem sind da diese inneren Stimmen, die sich melden. Dass ich für immer das hässliche dicke Mädchen bleibe. Dass nicht so ist, wie sie sein sollte. Praktisch seit Geburt falsch. Und ich schaffe es nicht, sie zum Schweigen zu bringen. Ich messe mich immer noch an den Worten meiner Mutter. Obwohl ich seit Jahren nicht mehr mit ihr spreche. Und ich versuche gerade den Platz in einer Familie zu finden, in der ich mich viel zu oft fremd gefühlt habe. Und immer noch fremd fühle. 

01.05.2023

01/05/2023

In die allgemeine Erschöpfung mischt sich ein bißchen mehr Hoffnung. Ich schaffe es wieder 3 Mal die Woche zum Sport zu gehen. Ich sehe Freunde wieder und ich kann auch mal wieder weitere Strecken laufen. Auf der Arbeit fehlt immer noch die Motivation, aber immerhin bin ich jetzt thematisch vollkommen im Projekt. Was sich gut anfühlt. Ich hatte nach drei Monaten wieder einen Termin bei meiner Therapeutin.
Ganz ehrlich, momentan fühle ich mich als würde ich in einem Gehege sitzen. Umgeben von Zäunen, über die ich nicht rüber komme. Zäune, hinter denen die Freiheit wartet. Während ich dahinter die Gefangene meiner Familiengeschichte bin. Die es nicht schafft, sich zu emanzipieren und zu befreien. Die immer noch unglaublich wütend ist. Traurig und enttäuscht. Ich kann meiner Mutter nicht verzeihen. Ich kann nur versuchen den Frieden mit mir selbst zu finden. Was schwer ist, wenn man sich selbst immer noch für eine absolute Loserin hält. Die nichts erreicht hat oder kann. Die nicht vermittelt bekommen hat, dass sie liebenswert ist. Da kann auch der Mann nichts gegen ausrichten, obwohl er mich liebt. Obwohl er da ist und mich unterstützt.
Ich muß diesen Kampf alleine kämpfen. Innerlich mit mir. Aber ich weiß jetzt, dass es Gründe gibt, nicht aufzugeben. Ich fühle mich nicht mehr nach aufgeben. Sondern sage mir selber, dass ich es schaffen werde. Auch wenn ich hundert Mal hinfalle. Oder hundert Mal neu anfange.