19.06.2019

Krebsistimmernocheinarschloch

Ich will den Kopf in den Sand stecken. Alle Gefühle abstellen. Nichts mehr fühlen. Weglaufen. Rennen und nicht mehr aufhören. Meine Schwester, bei der letztes Jahr ein Tumor diagnostiziert wurde, hat zwei weitere Tumore. Eine weitere, große OP steht bevor. Ich weiß nicht mehr, was ich denken und fühlen soll. Ich fühle mich wie betäubt. Ersticke jedes Gefühl mit Essen und kann gerade damit nicht aufhören. Nächste Woche geht es in den Urlaub. Zu ihr. Und vielleicht muß sie dann schon ins Krankenhaus. Wie immer gibt keiner die Hoffnung auf. Aber im Hinterkopf sitzen natürlich all die negativen Gedanken. Die schlimmen. Die, die sich nicht abstellen lassen.

02.06.2019

I'm still standing

Irgendwann innerhalb der letzten Wochen habe ich das Tor zu meiner persönlichen emotionalen Achterbahn wieder weit geöffnet. Negative Gefühle prasselten auf mich herab, wie ein Wasserfall. Binge Eating, Wutanfälle, Streß und unendliche Traurigkeit. Abwechselnd. Oder gleichzeitig. Etliche Versuche mich an Arsch und Kragen zu packen und endlich wieder auf einen geraden Weg zu kommen scheitern. Letzte Woche geht, zu allem Überfluss, auch noch mein Kühlschrank kaputt. Ein weiterer kurzer Moment der Überforderung. Dank Mann (der schnell einen neuen bestellt) und Chef (der sehr spontan wegen Anlieferung Urlaub gibt) geht das dann alles doch sehr entspannt von statten. Weiter geht es mit freien Tagen. Freunde sehen, reden, feiern, ins Kino gehen und immer noch viel zu viel essen. Den heutigen Abend nutzen um ein paar Gedanken zu sortieren. Fast 4 Jahre sind vergangen, seit meine Abnehmreise begann. Bereits im Herbst 2015 zeichnete sich ab, dass der Weg zum Ziel steinig ist. Was tatsächlich nur an mir liegt. An fehlendem Willen und an ein emotionalem Scheiß vor dem ich nicht weglaufen kann. Dazu kommt momentan ein absolut negativer Kollege, der jeden Tag nonstop jammert. Am liebsten würde ich ihm die Tastatur rechts und links um die Ohren hauen. Aber das bringt ja nix. Am heutigen Abend versuche ich meine Gedanken zu sortieren und mich endlich wieder in Position zu bringen. Meine Kontrolle zurück zu gewinnen. Nicht alle negativen Gefühle mit Essen zu ersticken. Wieder mehr darüber zu schreiben, was gut ist. Und auch was schlecht ist. Darüber wie wenig mir meine Mutter nur noch bedeutet. Und ich es noch nicht mal bedauere. Oder es mir irgendwie weh tut. Es ist egal. Ich bin nicht die Tochter, die sie will. Sie wird nie mehr die Mutter werden, die ich mir gewünscht habe. Ich werde für immer mit dem Gefühl zurück bleiben, dass ich eh nicbt gewünscht war. Dass es immer jemanden geben wird, der mehr bedeutet oder wichtiger ist.
Ich darf aber nicht vergessen, dass auch ich ein Anrecht auf ein glückliches Leben habe. Und auf ein gesundes. Die aktuell 15 Kilo mehr sorgen schon wieder dafür, dass mein Körper mich ärgert. Ich bin wieder etwas unbeweglicher. Meine Knochen schmerzen teilweise wieder. Und Hitze macht mir zu schaffen. Außerdem passen Sachen nicht mehr. Und das stresst mich gerade am meisten. Ich möchte gerne wieder zurück zu der Person, die ich vor einem Jahr war. Und ich werde Schritt für Schritt wieder daran arbeiten. Denn eine schmerzliche Erkenntnis habe ich in den letzten Wochen gehabt: Ich kann nicht vor all meinem Schmerz flüchten