14.11.2018

I look inside myself and see my heart is black

'Es ist nicht schön zu sehen, wie du leidest und nicht wirklich was tun zu können' . Ich glaube das war der Satz vom Mann, der mich am Wochenende wach gemacht hat. Seit einigen Wochen zieht mich vieles runter und proportional dazu mein Gewicht nach oben. Ich bin inzwischen wieder eine U80, trage in Hosen wieder eine 42 und reagiere darauf gerade extrem gereizt.
Ich bin in dem alten Kreislauf aus Schmerz, Essen und zunehmen gefangen. Letzte Woche haben mich zusätzlich noch heftige Verspannungen in Rücken, Schultern und Nacken außer Gefecht gesetzt. Ich war an diesem berüchtigten 'Ich kann nicht mehr' Punkt. Was macht man da?
Man versucht erstmal seinen Schmerz raus zu lassen. Die ganzen negativen Gefühle los zu werden. Wütend zu sein auf die Menschen, die einem den ganzen Scheiß in der Kindheit erfolgreich eingepflanzt haben. Und man löscht Instagram. Weil man einfach nicht mehr auf die Abnehmaccounts und Klugscheißer*innen kann. Die sich zu selbsternannten Fettlogik Expert*innen erklärt haben und dabei so dermaßen übergriffig sind und Leute an den Pranger stellen.
Man zieht sich zurück ins Privatleben, kann beim Mann einfach allen Schmerz rauslassen und rappelt sich langsam wieder auf. Ist stolz darauf, dass man einen neuen Lattenrost für's Bett alleine zusammen bauen kann. Und freut sich ein bißchen darüber, dass der Mann einem sagt, wie stolz er auf meine handwerklichen Fähigkeiten ist. Man kauft Konzertkarten für März 2019. Man fängt Montags endlich wieder mit dem Kalorien zählen an und macht in der Mittagspause einen kleinen Spaziergang. Erfreut sich am Herbstlaub und der Sonne. Man ist bei der Arbeit wieder entspannter, ruhiger, insgesamt mehr bei sich. Und man erinnert sich daran, dass man dieses, manchmal unerträglich beschissene, Leben jetzt schon fast 41 Jahre lang aushält. Dass immer der Mut gefehlt hat, es zu beenden. Und dass da immer etwas ist, was einen am Leben hält.

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