04.12.2020

I can't get my shit together

Ich frage mich mit inzwischen 43 Jahren, wann der Punkt kommt, an dem ich es nicht mehr ertragen kann. Oder ob der Punkt schon längst erreicht ist?! Bin ich vielleicht schon Jahrzehnte drüber? Ich sitze seit Monaten in einem dunklen Loch. Wie jeder gerade ein Stück weit (bedingt durch die Pandemie). Aber es ist nicht nur das neue normal (wie es gerne genannt wird). Es ist etwas anderes. Eine bleiernde Erschöpfung, Traurigkeit, das wiederkehrende Gefühl nichts mehr sehen und hören zu wollen, sich an Scheiße aufzureiben und eigentlich auch gar nicht mehr darüber reden zu wollen, wie man sich fühlt. Menschliche Kontakte minimieren, weil alles anstrengend ist. Die Krebserkrankung der Schwester schreitet weiter voran. Und mir fehlt die Kraft einfach mal laut zu schreien. Dass diese verfickt beschissene Welt ungerecht ist und ich keinen Nerv mehr darauf habe. Aber wissen wir das nicht irgendwie alle? 
Ich werde um Beratung gebeten und ständig gefragt, wie meine Therapie läuft? Soll ich sagen gut, obwohl ich mindestens ein Mal die Woche denke, dass ich mich besser mit 15 umgebracht hätte und ich immer noch Essen in mich reinstopfe, weil ich all das negative verdrängen will. Sind Menschen wirklich bereit das zu ertragen? Ich fühle mich schlecht, weil meine Schwester wahrscheinlich irgendwann an Krebs stirbt und ich häufiger denke, dass ich nicht an meinem Leben hänge. Ich sitze bei meiner Therapeutin und sage mir danach, dass ich ein beschissener Jammerlappen bin, der seinen Scheiß einfach nicht geregelt kriegt. Und nix kann außer jammern. Anstatt mal den Arsch hochzukriegen, nicht mehr dysfunktional zu sein, sich endlich mal zu lieben und ein gutes Kind zu sein (und eine gute Lebensgefährtin). Dabei bekomme ich vom Mann absolut nichts negatives zu hören. Er ist derjenige, der einfach da ist. Zuhört, unterstützt, liebt. Nicht be- oder verurteilt. Keine Kommentare über meinen Körper ablässt. Unsere Beziehung ist die einzige Stelle in meinem Leben, die gerade kein Trümmerfeld ist. 
Ich habe das Gefühl, ich ertrinke in einem See. Sehe mir vom Ufer aus selber dabei zu. Und kann nichts tun, um mich zu retten. 

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