02.01.2022

2021

Ein Jahr ist zu Ende gegangen, von dem ich mir gewünscht hätte, es nie zu erleben. Es war geprägt von Angst und dann (viel schneller als erwartet) von Trauer. Wie blickt man auf dieses Jahr zurück? Versucht man die Lichtblicke rauszupicken, von denen es auf jeden Fall welche gab: Impfung, zurück ins Kino, zurück ins Gym und die vielen Momente mit dem Mann? Oder guckt man auf die schlimmen Sachen wie Eßstörung, Tod der Schwester, ständiges Gefühl von Wertlosigkeit und keine Kraft zu haben, um überhaupt mal Menschen zu sehen?
Ich weiß es nicht. Ich bin froh, dass dieses Scheißjahr vorbei ist. Ich will nie wieder virtuell einer Trauerfeier beiwohnen. Ich lebe immer noch in der Ungewissheit, wann wir die Asche unserer Schwester mal ausstreuen können. Und ich habe kein Verständnis mehr für die Dummheit in dieser Gesellschaft.
Ich fokussiere mich lieber auf die kleine tierische Familie, die im Garten des Mannes eine Heimat hat. Igel, Eichhörnchen, Vögel, Tauben und ab und an mal eine Katze, die entspannt auf der Mauer liegt.
Ich hoffe, dass ich den Nachlass meiner Schwester in diesem Jahr endlich regeln kann. Damit auch der Kontakt zu meiner Mutter endlich gekappt werden kann. Ich will nie wieder auch nur irgendwas mit ihr zu tun haben. Meine Therapie macht mir gerade erst bewusst, was diese Frau alles angerichtet hat. Um all das zu bewältigen, habe ich den besten Partner an meiner Seite. Wann immer ich denke, dass ich nicht genug bin, sagt er mir dass ich es bin. Wann immer ich mich selbst nicht liebe, tut er es. Er ist da, wenn ich ihn brauche. Und auch, wenn nicht. Der beste Grund um weiter zu machen und nicht aufzugeben. 
Ich weiß nicht, wann ich mich psychisch wieder richtig gut fühlen werde. Oder wann die Essanfälle aufhören. Aber ich glaube wieder mehr daran, dass es irgendwann besser werden wird. Meine Schwester hätte nicht gewollt, dass ich aufgebe. 

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