27.02.2013

Puppilein

Meine erste Therapiesitzung liegt hinter mir. Und ich habe viel von ihm gesprochen. PAPA! Mein Vater war kein einfacher Mensch. Alkoholiker und schizophren. Aber trotz allem mein Vater. Ein Mensch der von seiner Mutter so wenig Liebe bekommen hat. Liebe die er verdient hätte. Stattdessen gab sie ihm das Gefühl dass er nichts wert ist und sie lieber keinen Jungen gewollt hätte. Ich idealisiere meinen Vater nicht. Er war unterschwellig aggressiv, manchmal extrem großkotzig und bisweilen hat er mir als Kind viel Angst gemacht. Aber ich habe keine häusliche Gewalt mehr durch ihn erlebt. Er war einerseits schwach und hat nie den Mut gefunden sich seinen Dämonen zu stellen. Andererseits war er ein wahnsinnig intelligenter Mann, ausgerüstet mit einem Humor den ich zu ganz großen Teilen von ihm habe. Er war der Mensch den ich als Kind alles fragen konnte und der auf alles eine Antwort wußte. Der mir alles erklärt hat und der Musik genauso geliebt hat wie auch ich sie liebe. Und der mich immer als sein Puppilein bezeichnet hat. Dem ich die Bauklötze an den Kopf geworfen habe wenn er nicht mit mir spielen wollte. Oder dem ich die Nuckelflasche auf den Kopf gehauen habe wenn er auf 'Papa, ich habe Durst' nicht reagiert hat. Der mir in den Stunden vor seinem Tod das wichtigste gesagt hat. Das er mich liebt. Und das so wie ich bin. Der mich nicht verändern wollte sondern für den ich einfach so sein durfte wie ich bin. Ich teile denselben Schmerz den auch meine Mutter empfindet. Nämlich dass die Liebe nicht ausgereicht hat um ihn zu retten.

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