03.09.2016

I am not my hair

Morgen ist es soweit. Meine Haare werden abgeschnitten. Im März war es von schulterlang auf Bob, morgen geht es von Bob auf einen Pixie Cut. Ich habe lange darüber nachgedacht, das Internet durchforstet und die engsten Vertrauten befragt. Um am Ende doch ein bißchen Angst zu haben. Nach ca. 13 Jahren mit langen Haaren, ist es ein komisches Gefühl, weil ich weiß, dass damit ein Teil von mir gehen wird. Ich ließ mir damals die Haare lang wachsen um meiner Mutter zu zeigen, dass ich eine Frau bin. Aus Fleisch und Blut. Ich habe damit gegen sie rebelliert. Und vielleicht auch um mir selber nochmal zu verdeutlichen wer und was ich eigentlich wirklich bin. Ich habe es als Jugendliche gehasst ständig für einen Jungen gehalten zu werden.
In den letzten Monaten hat sich viel verändert. Mein Gewicht und auch mein Blick auf mich selbst. Ich weiß jetzt wer ich bin. Und ich kämpfe nicht mehr um die Anerkennung meiner Mutter. Ich werde nie richtig und nie gut für sie sein. Aber es ist egal, denn ich bin ja gut für mich selbst. Ich mag mich mittlerweile ziemlich gerne. Also meistens. Und weil ich mich mag, muß ich jetzt was gegen dieses Gefühl tun von meinen Haaren erschlagen zu werden. Außerdem passen sie auch nicht mehr wirklich zu mir. Ich muß mich nicht mehr hinter einer Mähne verstecken, sondern ich darf mehr von meinem Gesicht und von mir selbst zeigen. Pur und ungeschminkt. Außerdem will ich endlich was unkompliziertes. Ein Schnitt, der nach zwei Handgriffen liegt und auch sonst zu meiner zügigen Badroutine passt. Ich will bei Wind keine Haare mehr im Gesicht und beim Mann küssen auch nicht. Nur noch 12 Stunden und dann weiß ich ob ich es am Ende nicht doch bitterlich bereue. Aber es sind nur Haare, die wachsen nach.
Noch etwas anderes habe ich diese Woche in Angriff genommen. Ich habe mir, nach einigen Recherchen im Internet, eine Menstruationstasse gekauft. Mittwoch konnte ich sie schonmal kurz testen und was soll ich sagen?! Wie konnte ich bloß so lange ohne dieses Teil leben? Der erste Eindruck ist top und ich freue mich auf neue Unabhängigkeiten, mehr Geld in der Kasse und weniger Müllproduktion.
Letzte Woche ist übrigens noch etwas wirklich kurioses passiert. Ich traf Menschen aus meiner Vergangenheit. Menschen, die ich laaange nicht gesehen hatte. Und nichts fühlt sich so gut an wie die Gewissheit vor vier Jahren eine richtige Entscheidung getroffen zu haben. Es ist eben doch wichtig im eigenen Leben sein Wohlbefinden zur Priorität zu machen und all die Menschen zu verlassen, die dafür sorgen dass man die eigene wertvolle Energie verschwendet.

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