21.05.2021

21/05/2021

Tränen in einem Meeting, bei dem ich zum Glück nur zuhören muß. Übergriffige Nachrichten zum Ich-weiß-nicht-wievielten-Mal von der gleichen Person. Ich wusste nicht, dass ich als kleine Schwester Zeugnis darüber ablegen muß, ob das Online Kondolenzbuch geschlossen wird oder nicht. Ist unwichtig für mich. Besagter Person mindestens schon zwei Mal geschrieben, dass die Asche meiner Schwester irgendwann verstreut wird (wenn Reisen wieder möglich ist und wir geimpft sind). Heute die Frage, ob die Bestattung schon war. Besagte Person fragte auch schon, ob meine Schwester vielleicht Suizid begangen hat.
Ich kannte meine Schwester 43 Jahre. Meine anderen Geschwister kannten sie 52. Wir versuchen gerade den Nachlass zu regeln. Es lösen sich kleinere Sachen, aber wir haben immer noch keine Übersicht. Keine Sterbeurkunde. Keine Ahnung.
Ich ziehe Grenzen und sage, dass es reicht. Ich bin nicht die Traueransprechpartnerin und muß über alles Auskunft geben. Menschen brauchen keine Samthandschuhe, um mich anzufassen. Aber vielleicht würde ein bisschen Sensibilität mal helfen. Ich weiß, dass du meine Schwester ein paar Jahre kanntest. Ich kannte sie mein ganzes Leben lang. 
Die Momente in denen ich schreien möchte, werden weniger. Ich versuche ruhig zu bleiben. Mich um meine mentale Gesundheit zu kümmern. Acht zu geben. Kräfte zu sammeln. Ich denke daran, dass meine letzte Umarmung mit meiner Schwester nur noch die mit einer Urne sein wird. Alles was ich letztes Jahr befürchtet habe, ist wahr geworden.
Einer meiner Säulen ist weg. Ein Teil meiner DNA ist verschwunden. Heute ist die Trauer da. Ich akzeptiere die Tränen und lasse sie einfach von meinem Gesicht über meinen Hals und in mein Dekolleté laufen.

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