12.03.2025

12/03/2025

Zwei Monate sind vergangen und in denen war gesundheitlich einiges los. Ich bin Ende November 2024 auf der nassen Stufe vor dem Haus ungünstig ausgerutscht, habe mit dem rechten Bein eine Stufe übersprungen und bin mit etwas verdrehtem Knie auf dem Boden gelandet, aber nicht gefallen. Schmerz als Zerrung abgetan. Im Januar diesen Jahres dann vielleicht doch mal die Einsicht, dass es eventuell doch keine Zerrung ist. Orthopäde, anschließend MRT und Diagnose Außenmeniskusriss. Überweisung zum Krankenhaus, um das nochmal genauer checken zu lassen. Ich denke 'Ach, gehst du mal zum Gespräch dahin'. 3 Stunden später spuckt mich das Krankenhaus aus. Nach Blutuntersuchung, EKG und Narkosegespräch steht fest, dass ein paar Tage später eine Knieathroskopie gemacht wird. Und ich wahrscheinlich nur eine Nacht im Krankenhaus bleiben muß. 
Ich versuche ruhig zu bleiben, aber die Wahrheit ist: Ich habe massive Angst. Ich bin als 10jährige in meiner Mandel-OP wach geworden, weil man die Narkose falsch gesetzt hat. Meine Mutter hat mir das jahrelang nicht erzählt und ich habe mich gewundert, warum ich bei folgenden Betäubungen immer völlig überreagiert habe. Der Mann und meine Lieben sind in den kommenden Tagen eine große Stütze. Ich bekomme aufmunternde Worte und das hilft einfach sehr. Zwei Tage vor der OP lenken wir uns mit Kino ab und sehen einen absolut wundervollen Film ('Bird' von Andrea Arnold), dessen Bilder bzw. eine ganz besondere Szene mich vor der OP begleiten und beruhigen widr. Letzte Woche Montag Abend gehe ich um 21 Uhr ins Bett und versuche das Gedankenkarussell mit der Filmszene abzustellen. Es klappt. Der Mann holt mich Dienstag ganz früh morgens ab und fährt mich ins Krankenhaus. Als wir uns verabschieden und ich rein gehe, fühle ich mich als würde ich zur Schlachtbank geführt. 

Ich bekomme erstmal kein Zimmer im Krankenhaus und irgendwann werde ich gerufen, lasse meine Sachen in einem Raum stehen, ziehe mich in 2 Minuten zur OP um und hüpfe auf dem Flur in mein Bett. Werde nach unten gebracht und habe natürlich Angst. Weine fast, bevor ich in die Schleuse gebracht werde und denke dann an meine verstorbene Schwester und was sie alles ertragen hat. Was mich beruhigt. Ich weiß, dass sie in diesem Moment bei mir ist. Ich liege da unten sehr lange und werde dann irgendwann in den OP gebracht. Wo mich die absolut bezauberndsten Menschen erwarten, die mir alles erklären und unglaublich lieb sind. Mir wird tatsächlich kurz vom Schmerzmittel kodderich und ich höre noch den Satz 'Denken Sie an was schönes'. Ich denke wieder an die Szene aus 'Bird'. Als ich aufwache, fühle ich mich erstaunlich fit. Und man sagt mir, dass die OP erfolgreich verlaufen ist. Ich werde auf ein Zimmer gebracht und habe die besten Damen als Zimmernachbarinnen, die man sich wünschen kann. Liebevoll und fürsorglich. Ich stehe am Nachmittag zum ersten Mal auf und fühle mich ein wenig wie Rocky. Ich bin sicher, dass da Fanfaren zu hören waren. Der Mann kommt abends zu Besuch und das Wiedersehen fühlt sich so gut an. Obwohl wir uns nur ein paar Stunden nicht gesehen haben. In der Nacht schlafe ich dank Schmerz- und Schlaftabletten sehr gut. Am nächsten Morgen werden Drainage und Zugang gezogen und ich kann dem Mann sagen, dass ich nach Hause komme. Ich darf das Knie voll belasten, habe aber natürlich Gehhilfen und bekomme meinen persönlichen Endgegner mit: Thrombosespritzen.

Eine Woche später schreibe ich diese Zeilen, während ich weiterhin das Knie kühle. Gestern die erste Physiotherapie gehabt und das Bein bewegt. Mein größtes Problem gerade: Mein Kopf. Die Angst, das wieder etwas reißen könnte, ist allgegenwärtig. Das ist etwas, was ich noch überwinden muß. Ansonsten fühle ich mich wieder auf dem Damm. Habe Duschdates mit dem Mann (alles ganz jugendfrei, ich brauche Hilfe mit den Kompressionsstrümpfen) und versuche nicht immer panisch auf kleinere Schmerzen im Knie zu reagieren. Mein Physiotherapeut erklärte mir so schön, dass da noch ordentlich Alarm im Knie ist.

Diese ganze Episode hat mir zwei Sachen verdeutlicht. Ich muß von meinem Gewicht runter und ich kann mich bedingungslos auf den Mann an meiner Seite verlassen. Es ist ein so großer Unterschied, ob deine eigene Mutter dafür sorgt, dass du dich schuldig fühlst, weil du Schmerzen hast. Oder dein Freund einfach da ist und dir all die Sicherheit gibt, die du gerade braucht. Dass du jammern darfst und über deine Ängste sprechen kannst. Wir hatten kurz vor der OP unseren 10. Jahrestag und mussten einen geplanten Kurztrip absagen. Weil ich diese ganze Kacke so lange verschleppt habe. Kein böses Wort vom Mann. Ich habe aber versprochen, zukünftig früher zum Arzt zu gehen. Und besser auf mich zu achten.

Ich hatte überlegt, ob ich noch etwas zu unserem Gesundheitssystem schreibe. Aber das haben so viele Menschen, die in diesem Bereich arbeiten, schon so viel besser auf den Punkt gebracht. Meinen Respekt für das, was ihr da unter diesen Umständen leistet. Ihr seid die wahren Helden dieser Gesellschaft. 

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